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Press Releases 2023-06-01T10:08:27+02:00

PRESSEMELDUNG

Großer Deutsch-Französischer Medienpreis 2023 an

Leïla Slimani Georges-Arthur Goldschmidt

Saarbrücken, Paris und Berlin, 1. Juni 2023

Vor dem Hintergrund zahlreicher internationaler Krisen feiert der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Der Krieg in der Ukraine gefährdet nicht nur die europäische Nachkriegsordnung und hat Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht, sondern verdeutlicht einmal mehr, dass Freiheit und das Recht auf Selbstbestimmung keine Selbstverständlichkeit sind. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist zugleich ein Angriff auf das kulturelle Erbe Europas. Die Mitglieder des DFJP haben daher entschieden, den Großen Deutsch-Französischen Medienpreis 2023 an die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani und an den deutsch-französischen Autor, Essayisten und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt zu vergeben. Die feierliche Zeremonie findet am 14. September auf Einladung des ZDF in Berlin statt.

Der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Französischen Journalistenpreises und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück, sagte zur Begründung, beide Preisträger stünden kompromisslos für Toleranz und kulturelle Vielfalt. „Leïla Slimani verdeutlicht in ihren Werken auf sehr beeindruckende Weise, wie die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts das Privatleben und bis heute die Identität vieler Menschen prägt und nach wie vor die Ursache von Konflikten ist.“ In ihrer aktuellen autobiographisch erzählten Trilogie erzählt Slimani mit großer Einfühlsamkeit ihre eigene Familiengeschichte, die ihren Ursprung im Elsass während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg hat.

Für den DFJP-Vorstandsvorsitzenden sind die Bezüge zur Aktualität unverkennbar. „In Zeiten von Hass, Intoleranz, Fake News und der dadurch abnehmenden Bereitschaft zum offenen Diskurs sind es vor allem Kunst und Kultur, die uns einen Spiegel vorhalten und so die Chance eröffnen können, das Trennende zu überwinden und wieder aufeinander zuzugehen“, so Grasmück.

Die Lebensgeschichte von Georges-Arthur Goldschmidt und seiner Familie ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Der Preisträger, so die Organisatoren des Deutsch-Französischen Journalistenpreises, habe trotz Flucht und Vertreibung zeitlebens seinen Optimismus nicht verloren. Der heute 95-Jährige bleibe daher als Überlebender und Zeitzeuge des Nationalsozialismus auch für künftige Generationen eine wichtige Stimme und Informationsquelle. Der Vorstandsvorsitzende des DFJP betonte, die Bücher über seine ursprünglich jüdische Familie sowie über seinen eigenen Lebensweg seien „eine eindrucksvolle Schilderung, wie Gesellschaften sich unter dem Druck des Autoritären verändern und das Böse die Oberhand gewinnt.“ Obwohl zum Protestantismus konvertiert, blieben die Goldschmidts nicht von der Verfolgung durch Nazi-Deutschland verschont.

Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller machte sich Goldschmidt auch als Literaturkritiker und Übersetzer einen Namen. Zu den von ihm ins Französische übersetzten Autoren und Philosophen gehören Friedrich NietzscheWalter BenjaminFranz KafkaAdalbert StifterJohann Wolfgang von Goethe sowie Peter Handke. Ein Austausch­programm zur Förderung junger Übersetzerinnen und Übersetzer trägt seit zwei Jahrzehnten seinen Namen.

Der Große Deutsch-Französische Medienpreis wird jährlich an eine Person, ein Tandem oder an eine Organisation vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-französische und europäische Verständigung verdient gemacht hat. Zu den Preisträgerinnen und den Preisträgern in der Vergangenheit gehören unter anderem Simone Veil, Valéry Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt, Jürgen Habermas, das Ehepaar Beate und Serge Klarsfeld sowie zuletzt Anselm Kiefer und Bénédicte Savoy.

Neben dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis werden auch herausragende journalistische Arbeiten in insgesamt fünf Kategorien (News, Dokumentation, Investigation, Spezial- und Nachwuchspreis) mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Begleitet wird die Preisverleihung am 14. September von einem deutsch-französischen Kulturabend am Vortag sowie einem Expertenforum, das von der Stiftung Genshagen und der Fondation Robert Schuman organisiert wird.

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