Project Description
Die PreisträgerInnen 2024
Kategorie
Großer Deutsch-Französischer Medienpreis
WIM WENDERS
Wim Wenders
Der in Deutschland geborene Regisseur Wim Wenders zählt mit seinem umfangreichen und vielfältigen Werk zu einer der einflussreichsten Stimmen des internationalen Kinos. Der Roadmovie „Paris, Texas“ etwa wurde vor vierzig Jahren mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ wiederum stellt die Arbeit des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado in den Mittelpunkt und spannt eindrucksvoll den Bogen von der Verwüstung der Erde durch den Menschen zu der Schönheit unseres Planeten. Zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung hat der Film nichts an Aktualität und Eindringlichkeit eingebüßt und konfrontiert uns mit der Frage nach dem Umgang mit unserer Welt und danach, wie viel Zeit die Menschheit noch hat, sich dem Erhalt statt der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen zu widmen. Auch in seinem neuesten Film „Perfect Days“ zeigt Wim Wenders seine Fähigkeit, Hoffnungen und Ängste der Menschen in einer einzigartigen Bildsprache einzufangen. Die künstlerische Vielseitigkeit von Wim Wenders und die anhaltende Relevanz seiner Themen machen ihn zu einer Ikone des zeitgenössischen Kinos. Seine Werke berühren und begeistern sowohl ein internationales Publikum als auch die Filmwelt mit ihrer inspirierenden Kraft und schlagen Brücken zwischen Kulturen und Menschen.
Der renommierte Regisseur Wim Wenders wird mit dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis 2024 ausgezeichnet. Seit Jahrzehnten prägen seine außergewöhnlichen filmischen Werke die europäische Filmkultur und stellen das genuin Menschliche sowie gesellschaftliche Fragen in den Vordergrund.
Kategorie
Newsformate
Matthias Krupa
Matthias Krupa
„Es ist jetzt eine andere Angst“
Die ZEIT
In „Es ist jetzt eine andere Angst“ zeichnet Matthias Krupa ein außergewöhnliches Doppelporträt von Beate und Serge Klarsfeld. Es spiegelt die aktuellen Sorgen und Ängste der in Frankreich lebenden Jüdinnen und Juden und enthüllt die Normalisierungsstrategie der rechtsextremen Partei von Marine Le Pen. Der Sinneswandel der einstigen „Nazijäger“ steht beispielhaft für die veränderte Wahrnehmung des Rassemblement National in der französischen Gesellschaft.
Durch das Gespräch mit dem Ehepaar Klarsfeld gelingt es Krupa, das Große im Kleinen zu erzählen und dabei dahin zu gehen, wo es weh tut: Helden unbequeme Fragen zu stellen. Durch seinen zurückgenommenen, nuancierten und präzisen Stil entsteht ein neues, differenziertes Bild der Klarsfelds. Der Text lässt dennoch Raum für ein eigenes Urteil und hallt noch lange nach.
Seit 2021 ist Matthias Krupa Korrespondent der ZEIT in Frankreich. Regelmäßig schreibt er über Frankreich und setzt die Ereignisse des Landes in einen europäischen Kontext. Seit zwanzig Jahren ist er in verschiedensten europäischen Ländern tätig und konzentriert sich dabei vor allem auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen.
Kategorie
Dokumentation
© Vera Tammen
Tanja Stelzer
Tanja Stelzer
„Ich muss noch etwas sagen“
Die ZEIT
Die Begegnung, die Tanja Stelzer in ihrem Artikel „Ich muss noch etwas sagen“ schildert, ergreift einen sofort. 80 Jahre nachdem die Französische Résistance in dem kleinen Ort Meymac im Südwesten Frankreichs eine Gruppe deutscher Soldaten erschossen hat, treffen sich die Enkelin eines der Hingerichteten und der letzte überlebende Widerstandskämpfer, der damals dabei war. Sie sucht Antworten darauf, was damals mit ihrem Großvater in Frankreich geschehen ist. Er will zum Ende seines Lebens Zeugnis darüber ablegen, was er als 17-Jähriger mit eigenen Augen sah.
Diese Reportage hat den Mut, das dunkle Erbe des Zweiten Weltkriegs aus einer selten betrachteten Perspektive zu erzählen und dabei die Graustufen zwischen Gut und Böse sensibel aufzuzeigen. Entstanden ist ein detaillierter und dramaturgisch mitreißender Text, der die Ereignisse der Geschichte wie einen Film vor den Augen der Leserinnen und Leser ablaufen lässt. Aus dem Wagnis, sich dieser Begegnung zu stellen, entsteht am Ende ein Moment der Versöhnung: zwischen der Deutschen und dem Franzosen; dem Widerstandskämpfer und seiner Vergangenheit; und der Enkelin und dem nie gekannten Großvater.
Die Journalistin und Autorin Tanja Stelzer schreibt seit 2006 für die ZEIT und ist seit 2022 Teil der Chefredaktion. In ihrer journalistischen Arbeit setzt sie sich vor allem mit gesellschaftlichen Themen auseinander und wurde dafür schon mehrfach ausgezeichnet.
Kategorie
Investigation
Mohamed Anwar, Marcus Bensmann, Anette Dowideit, Gabriela Keller, Jean Peters & Justus von Daniels
Mohamed Anwar, Marcus Bensmann, Anette Dowideit, Gabriela Keller, Jean Peters & Justus von Daniels
„Geheimplan gegen Deutschland“
Correctiv
Der Correctiv-Recherche ist es gelungen, mit klassisch-investigativem Journalismus tief in geschlossene rechte Netzwerke einzudringen. Die teils durch Undercover-Methoden zusammengetragenen Fakten, Verbindungen, Informationen zeigen, wie Rechtsextreme über Grenzen hinweg die Gesellschaft verändern wollen. Die nüchterne Darstellung verstärkt die beklemmende Wirkung des Beitrags.
Wie kaum eine andere journalistische Arbeit der letzten Jahre hat die Correctiv-Recherche europaweit politische Diskussionen ausgelöst und Menschen dazu bewegt, sich gegen Ausländerhass und für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einzusetzen.
Correctiv ist eine Institution im unabhängigen und investigativen Journalismus. Seit knapp zehn Jahren stoßen die Reporter und Reporterinnen der Redaktionen mit ihren Recherchen regelmäßig öffentliche Debatten an und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft.
Kategorie
Jeunes Talents
Jade Briend-Guy, Elena Pompei, Malvina Raud
Jade Briend-Guy, Elena Pompei, Malvina Raud
„Grandir en Europe / Growing up in Europe“
ENTR / France Médias Monde
Das ENTR-Projekt „Grandir en Europe“ hat die Jury mit seiner besonderen Erzählung von europäischer Gegenwart und Geschichte überzeugt. Es wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen von Konflikten auf das Leben von jungen Menschen an unterschiedlichen Orten in Europa: von den religiös-ethnischen Spannungen in Bosnien über wirtschaftliche Ungleichheiten in Gibraltar bis hin zum Krieg in der Ukraine.
Die Serie erzählt eindrucksvoll und intensiv, wie wichtig Frieden und Dialog im Kontext des europäischen Projekts weiterhin sind. Die jungen ProtagonistInnen kommen in dem Format ausführlich und unaufgeregt zu Wort. Der Serie gelingt es, nicht Partei zu ergreifen und sensible Themen nicht auszusparen. Ihre Erzählungen werden mit Hintergrundinformationen ergänzt und bieten Hoffnung auf ein neues Miteinander in Europa. Die Strahlkraft der Serie ist von der Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung geprägt.
ENTR ist ein journalistisches Netzwerk unter Federführung der Deutschen Welle und France Médias Monde mit Medienpartnern aus anderen europäischen Ländern. Durch seine Ausrichtung auf soziale Medien spricht das europäische, mehrsprachige Angebot insbesondere junge Menschen an.
Kategorie
Spezialpreis
Bellingcat
Bellingcat
Seit knapp einem Jahrzehnt ist Bellingcat eine feste Größe in der internationalen Recherche. Das Kollektiv liefert akribisch recherchierte Faktenchecks, insbesondere aus Krisengebieten, in denen eine unabhängige journalistische Arbeit nur unter schwierigsten Bedingungen möglich ist. Ob aus der Ukraine, aus Russland oder aus Gaza: Bellingcat arbeitet minutiös und nachhaltig – auch um zu verhindern, dass die Macht der Bilder für Propaganda missbraucht wird. Sie stehen mit ihren Open-Source-Recherchen auf der Seite der Machtlosen, der von Gewalt Betroffenen und demaskieren die Täter. Diese Recherchen ermöglichen Aufklärung, Gerechtigkeit und Gewissheit für die Opfer. Das Kollektiv erregt mit seinen Recherchen regelmäßig weltweit große Aufmerksamkeit und zwingt sogar Despoten zu einer Reaktion. So wurde Bellingcat aufgrund seiner Enthüllung beispielsweise in Russland als unerwünschte Organisation eingestuft.
Bellingcat ist ein internationales Recherchekollektiv, das aus Rechercheuren, Investigativ- und BürgerjournalistInnen besteht, die zu verschiedensten Themen Open-Source-Recherchen durchführen.